Wölfe riesengroß
Heute Abend steigt die Party – hoffentlich! Um 21:05 pfeift der Schiri das Rückspiel des Achtelfinales an, die Spannung bis dahin steigt und steigt, es kribbelt. Aber Edin und Co. schaffen den russischen Meister, darin besteht gar kein Zweifel.
Als problematisch an der Mission Europa-League-Finale sehe ich nur das Fehlen von Grafite an. Er traf ja bereits sechs Mal. Martins ersetzt ihn nicht eins zu eins, seine Schwächen im Abschluss beweist er immer wieder, ihm mangelt die Kaltschnäuzigkeit und der Killerinstinkt eines Top-Stürmers, die er hoffentlich noch im Verborgenen mit sich trägt. Allerdings schießt Edin genug Tore für zwei Stürmer, dahinter lauert auch Zwetschge mit knalligen Fernschüssen und WM-reifen Zucker-Pässen wie im Meisterjahr. Ich denke, die beiden garantieren auch ab 21:05 Tore, Tore, Tore. Die weitere gute Nachricht liefern die Russen selbst, denn ihr Kapitän Sergei Semak fällt aus.
Außerdem stimmt die Atmosphäre wieder unter den Jungs, die haben Bock auf Kicken und in den letzten Spielen wieder Blut geleckt. Die Aussicht auf den Pott heizt sie an, sie puschen sich in der Kabine. Nach außen hin heißt das dann aus dem Munde von Sascha: „Unsere Motivation ist riesengroß, wir können das Viertelfinale erreichen, was wir in unserer Vereinsgeschichte noch nie geschafft haben.“ Vier Siege in Folge, ein herrlich anzusehendes 4:0 in Gladbach machen nicht nur Mut, sie entwickeln geradezu eine gefährlich geschwollene Brust voller Selbstvertrauen. Aber das hat der Trainer im Griff.
Durch seine Erfahrung weiß er genau, dass die technisch versierten Russen taktisch klug spielen, die Räume zumachen und eng stehen. Zudem verfügt Kazan über bullige, hochgewachsene Stürmer, die die Abwehrreihen schon mal zum Schwanken bringen können. Deswegen mahnt Lorenz-Günther Köstner – wie immer – zur Vorsicht und fordert zu einem leidenschaftlichen Kampf auf. Den werden die Spieler auf dem Rasen mit Sicherheit liefern. Die Zeiten sind vorbei, in denen sie wie satte Gewinner einer Weltmeisterschaft über das Grün schlurften und sie unsere Wut von den Rängen im Nacken spürten. Die Zeiten sind vorbei, in denen ein VfL Wolfsburg irgendwo im Niemandsland des Fußball scheiterte und niemand Notiz davon nahm. Wir stehen jetzt im Rampenlicht der großen europäischen Bühne und wir wollen auch im Viertelfinale zum heißen Tanz bitten. Wir wollen die Schlagzeile machen, die sich der Trainer wünscht: „Meine Traumschlagzeile für Freitag wäre: Der VfL Wolfsburg zieht mit seinen fantastischen Fans ins Viertelfinale ein.“ Die fantastischen Fans, das sind wir! Die Hoffnung riesengroß, die Motivation riesengroß, die Unterstützung riesengroß – hoffentlich geht`s nicht schief.