Dzeko bleibt Torschütze

3. November 2010 at 20:02

Ein kurioser Torklau bei den Wölfen entfacht Diskussion um technische Hilfsmittel im Profifußball: Simon Kjaer traf, schoss aber kein Tor. Bei dieser Entscheidung blieben die Schiedsrichter auch nach intensiven Beratungen nach dem 2:0 (1:0) unserer Jungs über den VfB Stuttgart. Obwohl der dänische Innenverteidiger nach sechs Minuten eindeutig zum 1:0 getroffen hatte, vergab Referee Wingenbach nach Rücksprache mit Linienrichter Borsch den Treffer an Edin Dzeko. Der Bosnier wurde offiziell als Torschütze angegeben.

„Aus unserer Wahrnehmung war der erste Ball nicht im Tor. Es blieben Restzweifel, deshalb haben wir zunächst weiterspielen lassen“, sagte der Unparteiische. Er gab kein Tor als Kjaers Kopfball von der Unterkante der Latte hinter die Torlinie sprang. Erst als Dzeko den abgeprallten Ball zur Sicherheit noch einmal einköpfte, zählte der Treffer. Auch die eindeutigen Fernseh-Bilder stimmten die Schiedsrichter nicht um, sie hätten eine eigene Tatsachenentscheidung nach dem Spiel korrigieren müssen. Wingenbach trug Dzeko als Torschützen in den Spielbericht ein und verhalf dem Bosnier so zum Doppelpack.

„Ich glaube, dass der Ball schon vorher drin war, aber zur Sicherheit habe ich ihn noch reingemacht“, sagte unser treffsichere Bosnier dazu, der auch für die Entscheidung (76.) gesorgt hatte. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) gab schließlich am Montag bekannt, dass Dzeko der Torschütze bleibt. Die Entscheidung ist nicht unerheblich, denn Torschützenkönig Dzeko hat nun nach zehn Spielen offiziell sieben Treffer und ist erneut ein Kandidat für den Gewinn der Torjägerkanone. Für Kjaer hingegen wäre es der erste Treffer in der Bundesliga gewesen.

Viel entscheidender aber ist, dass die DFL es vermied, Kjaer aufgrund eines Videobeweises ein Tor zuzusprechen. Denn damit hätte der Ligaverband einen Präzedenzfall geschaffen. Die DFL folgt den Vorgaben des Weltverbandes Fifa, der die Nutzung technischer Hilfsmittel ablehnt. Mit einer Entscheidung zu Gunsten von Kjaer hätte die DFL den Fifa-Vorgaben widersprochen und künftige Proteste heraufbeschworen.

Unser Manager fordert die Einführung technischer Hilfmittel schon seit langem. „Ich war immer schon dafür. Ob der Ball im Tor war oder nicht – das ist das Elementarste, was ein Schiedsrichter zu entscheiden hat“, sagte Dieter Hoeneß. Auch Steve McClaren sprach sich für eine Überarbeitung der Fifa-Weisungen: „Ich bin ein Befürworter von Hilfsmitteln. Da ich Engländer bin, können sie das sicher verstehen, wenn sie an die WM denken.” Unvergessen ist Frank Lampards nicht gegebenes Tor im WM-Achtelfinale zwischen Deutschland und England.

Auch die Unparteiischen hätten durchaus nichts gegen technische Unterstützung einzuwenden. Schließlich sind sie es, die nach einem übersehenen Tor die Wut der Fans zu spüren bekommen. „Wir Schiedsrichter haben immer gesagt, dass wir technischen Hilfsmitteln gegenüber aufgeschlossen sind, sofern gewährleistet ist, dass sie wirklich hundertprozentig funktionieren und uns weiterhelfen“, so Wingenbach.