Sturmlauf nicht belohnt

3. Oktober 2014 at 09:38

Hochüberlegene Wölfe spielen 1:1 (0:0) gegen den OSC Lille.

Im ersten UEFA Europa League-Heimspiel nach über vier Jahren verpasste der VfL Wolfsburg nur knapp seinen ersten Dreier in der Gruppe H. 1:1 spielten die Wölfe gegen den Drittplatzierten der Ligue 1. Nach einem Elfmetertor von Divock Origi (77.) glich Kevin De Bruyne die OSC-Führung in der 82. Minute mit einem Volleyknaller aus. Zuvor hatte die Mannschaft von Dieter Hecking Chancen im Minutentakt erzeugt, war jedoch immer wieder an Schlussmann Vincent Enyeama gescheitert. Durch die Punkteteilung belegt der VfL weiter Platz vier in der Gruppe, hat aber weiter alle Chancen aufs Weiterkommen.

MMit der gleichen Startelf wie beim 2:1-Sieg gegen Werder Bremen am 6. Spieltag der Bundesliga ins Rennen. Auf der Bank durfte der VfL-Cheftrainer dazu Maximilian Arnold nach überstandener Grippe zurückbegrüßen. Mehrfach umstellen musste dagegen Heckings Gegenpart Rene Girard. Der Lille-Coach hatte mehrere verletzte Spieler zu beklagen und brachte für Jonathan Delaplace, Marcos Lopes und Michael Frey David Rozehnal, Florent Balmont und Sebastien Corchia.

Mit dem Ruf, defensiv enorm stark zu sein, war der OSC Lille nach Wolfsburg gekommen. Wer deshalb eine Mannschaft erwartet hatte, die sich lediglich aufs Verteidigen beschränken würde, sah sich früh getäuscht. Beide Teams suchten den Weg zum Tor und versuchten, den Gegner bereits in der eigenen Hälfte am Spielaufbau zu stören. Ein erstes kleineres Ausrufezeichen setzte Ivica Olic mit einem Schuss aus größerer Reichweite, jedoch ohne Erfolg (1.). Es folgte eine Schrecksekunde für die VfL-Fans, die sich selbst einiges vorgenommen hatten, und ihr Team von Beginn an lautstark unterstützten. Vor der Nordkurve war Diego Benaglio mit Lilles Corchin zusammengestoßen und zunächst etwas benommen liegengeblieben. Der VfL-Kapitän erholte sich aber schnell und konnte weiterspielen. Zu tun bekam der Schweizer in der Anfangsphase ansonsten nicht sonderlich viel. Sein Gegenüber dagegen musste nach 15 Minuten erstmals eingreifen. Nach einer Flanke von Sebastian Jung zog Ivan Perisic direkt ab. OSC-Keeper Vincent Enyeama reagierte gut und lenkte die Kugel über das Tor.
Wölfe mit mehr Spielanteilen

In der Abwehr zeigte die Hecking-Elf eine konzentrierte Leistung. Nach gescheiterten Offensivaktionen schaltete die Mannschaft gut um und ließ den schnellen Vorderleuten der Franzosen keine Möglichkeit, ins Spiel zu kommen. Da Lille hinten ähnlich gut agierte, war im Angriff Geduld gefragt. Nach 30 Minuten erkannte Josuha Guilavogui eine Lücke und setzte den nachrückenden Jung auf rechts ein. Der Außenverteidiger zog in Richtung Tor, platzierte seinen Schuss aber zu ungenau, um Enyeama ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Wenig später fand sich der Passgeber selbst in aussichtsreicher Position vor dem Kasten wieder. Nach feiner Kombination suchte Guilavogui den mitgelaufenen Olic, dem aber Ex-Wolf Simon Kjaer zuvorkam und zur Ecke klärte (36.). Mit einem eher harmlosen Kopfball von Mendes (45.) und einem Distanzschuss von Naldo (45. +1) ging die erste Halbzeit zu Ende, in der sich die Gastgeber insgesamt aktiver zeigten und mit einem Chancenübergewicht in die Kabine gingen.

Mit einer weiteren Chance für den VfL begann der zweite Abschnitt. Guilavogui reagierte nach eigenem Abspielfehler gut, beförderte den Abpraller mit der Innenseite aus gut 20 Metern direkt aufs Tor und zwang Lilles Schlussmann zu einer Glanzparade (48.). Bei ihrem reaktionsstarken Torhüter konnten sich die Doggen auch nach 54 Minuten bedanken. Nach einem Eckball kam Perisic aus kurzer Distanz zum Abschluss und fand ebenfalls in Enyeama seinen Meister. Drei Zeigerumdrehungen später war dann auch Benaglio erstmals gefordert. Einen Schuss von Divock Origi wehrte der VfL-Keeper mit den Fäusten ab.
Chancen im Minutentakt

Nur wenige Minuten danach dann wieder Perisic im Duell mit dem nigerianischen Nationaltorwart. Wunderbar von Kevin De Bruyne in den Raum geschickt, tauchte der Kroate frei vor Enyeama auf, konnte Lilles Nummer eins jedoch auch beim dritten Versuch nicht überwinden. Die Gastgeber erhöhten nun den Druck. Einen Flugball bekam Enyeama nicht richtig zu fassen. Der frisch eingewechselte Nicklas Bendtner passte auf, traf aus spitzem Winkel jedoch nur das Außennetz (63.). Es dauerte nicht lange, da war der Däne wieder im Mittelpunkt. Nach einem De Bruyne-Zuspiel tankte sich der Stürmer in den Strafraum, zielte aber anschließend zu hoch (64.). Die Wölfe spielten sich in einen echten Rausch und kamen, angetrieben von der Kurve, durch De Bruyne (68.), Guilavogui (69.) und dem ebenfalls eingewechselten Vieirinha (71.) zu weiteren Chancen.

Lille hatte zu diesem Zeitpunkt Mühe, überhaupt die eigene Hälfte zu verlassen, und doch waren es die Franzosen, die in Führung gingen. Einen Schuss von Corchia bekam Ricardo Rodriguez im eigenen Sechzehner an den Arm, woraufhin Schiedsrichter Ovidiu Alin Hategan auf Elfmeter entschied. Gegen Origi ahnte Benaglio zwar die Ecke, kam aber nicht mehr an den Ball (77.). 0:1 – der Rückstand in einer Phase, in der die VfL-Führung längst überfällig gewesen wäre.
De Bruyen überwindet Enyeama traumhaft

Dieter Hecking reagierte und brachte mit Daniel Caligiuri für Robin Knoche einen weiteren Offensivmann. Die Grün-Weißen, nun entsprechend offener in der Defensive, hätten um ein Haar das 0:2 durch Roux hinnehmen müssen. Der Stürme zielte frei vor dem Tor jedoch links vorbei (81.). Was dann folgte, ließ die Stimmung in der Volkswagen Arena förmlich explodieren. Einen abgewehrten Eckball feuerte De Bruyne mit vollem Risiko auf den Kasten und versenkte das Leder genau im Winkel des Gehäuses. Ein absolutes Traumtor des Belgiers (82.)!

Ivan Perisic, Kevin De Bruyne und Vieirinha kltschen sich ab.Keines der beiden Teams wollte sich nun mit einem Punkt zufrieden geben. Das Tempo blieb extrem hoch, eine rassige Partie schien ihrem Höhepunkt entgegen zu steuern. Insbesondere die Wölfe ließen den Gegner kaum Luft holen. Nach jeder halbwegs befreienden Aktion der Franzosen dauerte es nur wenige Augenblicke, bis das Spielgerät wieder in Nähe des Sechzehnes von Enyeama war, der auch kurz vor dem Abpfiff noch einmal im Brennpunkt stand. Einen letzten Wolfsburger Versuch von Naldo, der nach einer Ecke zum Kopfball kam, klärte der Nigereaner, wie so viele Chancen davor, mit einer starken Aktion auf der Linie und sicherte seinem Team einen Punktgewinn.

Quelle: VfL Wolfsburg