Zwischenbilanz
12 Spieltage sind nunmehr gespielt und rund ein Drittel der 47. Bundesliga-Saison absolviert. Zeit für uns, eine erste Zwischenbilanz über den aktuellen deutschen Meister zu ziehen und ein Urteil zu fällen, mit besonderer Rücksicht auf die vielen kritischen Fan-Stimmen.
Der VfL Wolfsburg steht derzeit auf dem 5. Tabellenplatz mit 6 Siegen, 3 Unentschieden und 3 Niederlagen. Das ergibt 21 Punkte und ein Torverhältnis von 23:20. Die erfolgreichsten Scorer sind derzeit Zvejzdan Misimovic (6 Tore, 4 Vorlagen), Edin Dzeko (4/5 ), Martins (5/0), Grafite (3/1) und Christian Gentner (2/2). Außerdem steht man in der Champions League nach 4 Spieltagen auf dem 2. Rang mit 7 Punkten und kann am kommenden Spieltag in Moskau mit einem Punkt den Einzug ins Achtelfinale sichern. In ihrer Gruppe haben die Wölfe nicht nur das beste Torverhältnis (7:3, im Vergleich ManUtd: 7:4), sondern stehen als bestes deutsches Team in der Champions League da.
Trotz dieser durchaus positiven Statistiken wollen die kritischen Stimmen gegenüber der Mannschaft und vor allem dem neuen Trainer nicht verstummen. „Die Offensive funktioniert nicht mehr!“, „Der Trainer zerstört die Mannschaft!“, „Die teuren Einkäufe schlagen nicht ein!“, so klingt es häufig in faninternen Kreisen und auch im Stadion sieht man vereinzelt schon „Veh raus“ Plakate. Mir stellt sich die Frage für die Begründung dieser Aussagen. Es scheint, als wären die Erwartungen der Fans zu hoch, man sehnt sich erneut nach der Schale. In den letzten 15 Jahre schafften nur 2 Trainer das Phänomen der Titelverteidigung, Ottmar Hitzfeld und Felix Magath. Die letzte Titelverteidigung nach Trainerwechsel liegt sogar ganze 34 Jahre zurück, als Udo Lattek Borussia Mönchengladbach von Hennes Weisweiler übernahm. Es war von Anfang an klar, dass die Saison nach der Meisterschaft schwer werden würde. Die Gegner stellen sich besser ein, die Leistungsträger werden meist gedoppelt und das alte Spielsystem der langen Bälle wurde wahrscheinlich oft genug per Video analysiert. Das neue Spielsystem braucht Eingewöhnungszeit, ebenso die Neuzugänge. Kahlenberg war lange verletzt, zeigte gegen Mainz und in der Vorbereitung was er kann, Karim Ziani deutete sein Können schon an, ist aber ebenfalls verletzt. Martins ist der derzeit beste VfL-Stürmer und mit seiner Effektivität von 82 Minuten pro Tor ist Liga-Bestwert unter den Torschützen (zur Erinnerung: Grafite brauchte letzte Saison 75 Minuten für jedes Tor).
Ein Garant für den Erfolg ist sicherlich auch Zvejzdan Misimovic, der sich in konstanter Form zeigt und diese Saison nicht nur vorbereitet, sondern auch trifft. Außerdem belebt Armin Veh den Konkurrenzkampf und stellt größtenteils nach dem Leistungsprinzip auf. Auch ich war ihm gegenüber anfangs skeptisch, doch muss sagen, dass er seine Arbeit wirklich ordentlich macht. Einen Leistungsträger wie Barzagli auf der Bank zu lassen und dafür den schon fast ausgemusterten Ricardo Costa zum neuen Abwehrchef zu beförden, zeigt von Stärke. Die „Strafe“ für Grafite scheint auch gewirkt zu haben, Veh weiß anscheinend, wie er die einzelnen Spieler behandeln muss, und es ist wahrscheinlich, dass Grafite bei einer harten Disziplinarstrafe in ein noch tieferes Loch gefallen wäre. Also liebe Fans, immer mit der Ruhe. Wir stehen besser da als in der Meistersaison und in den nächsten Spielen kommen eher leichtere Gegner. Ich für meinen Teil bin mir sicher, wir werden diese Saison erfolgreich abschließen, und das heißt für mich: Qualifikation für das Internationale Geschäft.